FAQ

 

  1. Was versteht man unter tiergestützter Therapie?

Tiergestützte Therapien sind bewusst geplante pädagogische, psychologische oder therapeutische Angebote mit Tieren für Kinder, Jugendliche und Erwachsene sowie für ältere Menschen mit Einschränkungen im kognitiven, sozial-emotionalen und motorischen Bereich.

Meine Aufgabe als „Fachkraft für tiergestützte Therapie“ ist es, in meinem grundständigen Berufsfeld zu arbeiten oder bei Bedarf geschultes Fachpersonal wie Therapeuten, Mediziner, Psychologen oder andere entsprechende Berufsgruppen mit in die Therapie einzubinden.

Ziel der tiergestützten Therapie sollte sein, dass körperliche, kognitive und emotionale Funktionen wiederhergestellt und erhalten werden können. Die Fähigkeit Aktivitäten und Handlungen wieder eigenständiger vornehmen zu können soll gefördert sowie das subjektive Wohlbefinden verbessert werden.

Das Wort Therapie ist manchmal irreführend. Ich therapiere keine Menschen. Vielmehr möchte ich durch den Einsatz des Hundes eigene Ressourcen mobilisieren und Stärken wecken. Ich unterstützte auch bereits laufende Therapien, rege zu neuen Denkprozessen an und habe einen positiven Einfluss auf das seelische Wohl des Menschen.

  1. Was bedeutet ESAAT Zertifizierung?

ESAAT steht für European Society for Animal Assisted Therapy. Sie ist der europäische Dachverband für die tiergestützte Therapie mit dem Ziel, diese als anerkannte Therapieform zu etablieren und ein eigenes Berufsbild zu schaffen.

Ein großer Unterschied zu einigen anderen Therapiebegleithundeausbildungen liegt schon im Umfang und der Qualität der Ausbildungsinhalte bei der ESAAT. Ausbildungsinhalte sind: Fachgebiete der Psychologie, Medizin, Veterinärmedizin, Biologie und Hundeerziehung, der Pädagogik sowie rechtliche Grundlagen und die Organisation von Maßnahmen der tiergestützten Therapie.

Die Ausbildungsdauer beträgt bis zu 3 Jahre mit mehreren schriftlichen und mündlichen Prüfungen und einer Abschlußarbeit nach universitären Richtlinien.

  1. Warum werden Tiere/Hunde eingesetzt?

Genauso wie Pflanzen, Klima und geographische Bedingungen gehören Tiere zu unserer Umwelt. Die Beziehung zwischen Mensch und Tier ist entstanden auf Basis eines Millionen Jahre alten Zusammenlebens. In dessen Zuge hat der Mensch das Tier mal vergöttert, mal geächtet, doch es schien immer eine Verbindung gegeben zu haben. Heute ist der Hund als Partner des Menschen zu sehen, währenddessen Tiere früher ausschließlich als Arbeitstier und Nahrungsmittellieferant gesehen wurden.

Wissenschaftliche Untersuchungen beweisen, dass Kinder an Lebewesen – und seien sie noch so klein – mehr Interesse haben als an unbewegten und leblosen Gegenständen.

Hunde können den Zugang zum Klienten durch Ergotherapeuten, Physiotherapeuten, Psychologen und anderen wesentlich erleichtern, wenn Patienten beispielsweise therapiemüde und antriebslos sind. Die Maßnahmen werden in solchen Fällen von mir geplant, zielorientiert durchgeführt, dokumentiert und im Anschluss fachlich reflektiert. Basis der Arbeit ist immer das Beziehungsdreieck Therapeut – Tier – Klient.

  1. In welchen Bereichen kann die tiergestützte Therapie helfen und unterstützen?

Gerade im Bereich Wirkung auf das Sozialverhalten liegen die Stärken der tiergestützten Therapie. Mittlerweile belegen verschiedene Studien, dass ein Hund einen positiven Effekt auf Kinder mit AD(H)S Symptomatik hat.

Der Hund bewertet den Menschen nicht, er bietet Akzeptanz und ist völlig wertfrei. Kinder die bisher nur auf Ablehnung gestoßen sind, erfahren hier wieder das Gefühl gemocht und akzeptiert zu werden. Dies bietet die Chance, dass unbewusste Anteile aufgedeckt werden und ins Bewusstsein gelangen.

Auch in folgenden Bereichen können mit tiergestützten Interventionen positive Ergebnisse erzielt werden:

Sozio – emotionaler / Psycho – sozialer Bereich

  • Steigerung der Selbstwirksamkeit
  • Vertrauen in eigene Fähigkeiten
  • Motivationssteigerung durch eigene Kompetenzerfahrungen
  • Aktivierung eigener Ressourcen
  • Regeln einhalten
  • Gemeinschaftsgefühl – wir schaffen das
  • Körpersprache und klare Kommunikation
  • Geborgenheit
  • Nähe zulassen
  • Lob und Anerkennung
  • „Hilf mir es richtig zu machen!“
  • Spiegeln des eigenen Verhaltens durch sofortige, klare Reflexion des Hundes
  • Spaß, Spontanität und das Erleben von Freude

Wahrnehmungsbereiche und Motorik

  • Feinmotorik
  • Grobmotorik
  • Ganzkörperliche Wahrnehmung
  • Koordinationsleistung und sensomotorische Fähigkeiten
  • Stimulation der Wahrnehmungsbereiche in lebenspraktischem Bezug

Kognitive Fähigkeiten

  • Förderung der Ausdauer- und Konzentrationsfähigkeit
  • Förderung Merkfähigkeit und Gedächtnisleistungen
  • Belastungsfreie Interaktion
  • Geduld
  1. Wie setzen sich die Kosten zusammen?

In der Regel rechne ich nach Stunden ab. In Schulen, Kindergärten und bei anderen Projekten muss im Vorfeld besprochen werden, welches Ziel der tiergestützte Einsatz haben soll. Danach kann ich absehen wie hoch der Arbeitsaufwand ist und demnach die Kosten berechnen.

Tiergestützte Interventionen sind genauso individuell, wie Kinder, Jugendliche und Erwachsene eigenständige Individuen sind. Es gibt kein Patentrezept. Aus diesem Grund ist im Vorfeld immer das persönliche Gespräch wichtig, um den Zeitaufwand und die Kosten besser abschätzen zu können.

  1. Was ist Dummy Arbeit?

Beim Dummytraining werden Hunde im Gelände zum waidgerechten Apportieren ausgebildet, wobei statt der angeschossenen oder toten Jagdbeute eine Attrappe (Dummy) verwendet wird.

Ursprünglich wurden bestimmte Hunderassen, die Retriever, für die Jagd auf Wasservögel zum Apportieren nach dem Schuss gezüchtet. Um bei der Hundeausbildung auf totes oder gar lebendes Wild verzichten zu können, wird mit Dummys gearbeitet. Diese bestehen meist aus Segeltuch- bzw. Canvasstoff-Säckchen, die mit Kunststoffgranulat oder Sägemehl gefüllt sind.

In der Zwischenzeit hat sich diese spezielle Art der Ausbildung zu einer eigenständigen Disziplin entwickelt, die zwar immer noch den Grundgedanken der Jagdausbildung verfolgt, aber von vielen aus rein sportlichen Gesichtspunkten betrieben wird. Durch wechselndes Gelände und unterschiedlichste Apportieraufgaben ist dies eine sehr anspruchsvolle, interessante und abwechslungsreiche Arbeit für den Hund, die ihn körperlich und geistig fordert. Das gute Zusammenspiel zwischen Hundeführer und Hund ist die Basis jeder erfolgreichen Dummyarbeit.

  1. Tiergestützte Maßnahmen aus Tierschutzsicht – Deutscher Tierschutzbund E.V.

Tiere, die für bestimmte Therapiezwecke eingesetzt werden sollen, müssen eine Grundausbildung durchlaufen, durch die gewährleistet ist, dass die Tiere sich und damit auch andere nicht gefährden. Hinsichtlich der Einsatzziele sind zum Teil aufwendige Schulungen notwendig. Eine solche Ausbildung muss unter Anleitung und Aufsicht eines Ausbilders stattfinden, der einen entsprechenden Sachkundenachweis erbracht hat. Die Anerkennung von Ausbildungskriterien und -zielen ist einzubeziehen..

Die Tiere dürfen nicht zu häufig und nicht zu lang eingesetzt werden. Häufigkeit und Dauer der Einsätze müssen dem Individuum so angepasst werden, dass es in seinen natürlichen Lebensgewohnheiten nicht gestört wird. Bei Bedarf müssen die Tiere die Möglichkeit haben, sich zurückzuziehen – auch während des Therapieeinsatzes.

Ausbildung Erziehungs- und Ausbildungsmethoden müssen fachkundig durchgeführt werden, tiergerecht sein und dürfen nur unter Einsatz tiergerechter Hilfsmittel erfolgen. Alle Maßnahmen müssen dem Individuum angepasst sein. Der Einsatz von elektronischen Hilfsmitteln, Stachelhalsbändern und anderen Mitteln, die geeignet sind, Schmerzen, Leiden oder Schäden hervorzurufen, verbietet sich sowohl in der Grundausbildung als auch bei weitergehenden Spezialausbildungen von selbst.

Fachkenntnisse des Tierhalters  müssen sachkundig sein und sich regelmäßig fortbilden. Sie müssen mit dem arttypischen Verhalten und den besonderen Eigenarten des Tieres vertraut sein. Das Wesen, die physische und psychische Belastbarkeit des  Tieres muss unbedingt berücksichtigt werden und darf nicht hinter den menschlichen Bedürfnissen zurückstehen.

Tiere, die für therapeutische Maßnahmen eingesetzt werden, müssen körperlich und seelisch gesund sein. Eine gründliche tiermedizinische Untersuchung muss dem Einsatz vorangegangen sein und sollte in regelmäßigen Abständen wiederholt werden. Selbstverständlich ist, dass jeder Tierhalter sein Tier regelmäßig impfen und gegen Endo- und Ektoparasiten behandeln lässt. Bei Tieren, die in tiergestützten Maßnahmen zum Einsatz kommen, ist es besonders wichtig, diese Behandlungen als Nachweis schriftlich zu dokumentieren (Hygieneplan). Kranke und geschwächte Menschen oder Menschen mit Allergien könnten durch Tierkontakte gesundheitlich beeinträchtigt werden. Deshalb ist es wichtig, vor dem ersten Kontakt entsprechende Informationen einzuholen und gegebenenfalls mit dem Fachpersonal einer Einrichtung zu besprechen, welche Personen mit Tieren in Berührung kommen dürfen und welche nicht.

Jeder, der ein Tier hält und  in den Dienst des Menschen stellt, muss sich darüber im Klaren sein, dass er Verantwortung für ein Lebewesen übernimmt, das ganz und gar von ihm abhängig ist und das Aufmerksamkeit, Pflege, Fürsorge, Geduld und häufig auch Opferbereitschaft verlangt. Die arttypischen Verhaltensweisen und daraus erwachsenen Bedürfnisse der Tiere sind unbedingt zu berücksichtigen. Nur dann können mit Unterstützung der Tiere dauerhafte Erfolge erzielt werden.